Sind wir frei, Philosophie, Jesus Christus,
Sind wir frei? 
In der Philosophie und bei anderen Gelegenheiten hört man des Öfteren, dass wir frei sein sollen. Dieser Meinung bin ich nicht. 
 

Wenn es einen göttlichen Plan gibt, der z.B. in der Johannesoffenbarung in der Bibel dargestellt ist, müsste meiner Meinung nach sowohl der Menschheitsplan als auch der Plan für jeden einzelnen nach einem bestimmten Zeitschema ablaufen. 

In diesem Zusammenhang habe ich aus dem Buch "Erleuchtung, Auf dem Weg zur Verwirklichung", Joel S. Goldsmith, Heinrich Schwab Verlag, 1989,Seite 41, folgendes abgeschrieben:


 

Unser Meister, Jesus Christus, hat gesagt, dass er nicht heilen oder speisen könnte. "Ich kann nichts von mir selber tun ...
Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke."

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Und ich sage, dass wir nicht über die Verwirklichung von Jesus Christus hinausgehen können. Wir werden niemals fähig sein, die Menge zu heilen und zu speisen. Wie werden allein die Gegenwart, Kraft und Wirksamkeit Gottes in unserm eigenen Bewusstsein verwirklichen können, und dann wird ER, der Vater in uns, Brote und Fische vermehren, die Menge heilen, und sogar die Toten auferwecken. Er wird das tun.
Man sei sich bei jeglicher Arbeit geistiger Art für uns selbst, unsere Familie, Freunde und Schüler – sei es Beten, Gemeinschaft halten oder Behandeln – stets bewusst: wir selbst können niemand heilen, niemand speisen, beschäftigen oder ihm aufhelfen. Also wende man sich von dem Anliegen ab.
Das Anliegen mag Hans Meier oder Marie Schmidt heißen; es mag Krebs oder Schwindsucht sein; es ist vielleicht Armut, Mangel, Beschränkung oder Unglücklichsein. Lass es sein, was es will, und wisse, dass es nur eins gibt, was man tun kann: Nämlich die bewusste Gewahrwerdung der Gegenwart Gottes zu erlangen.

Wie macht man das? O, da gibt es hundert Möglichkeiten. Als Anfänger setzt man sich hin und überlegt einfach: "Was ist Gott? Was ist Beten?" und wird still und wartet auf die Antwort. Ein anderes Mal sagt man:
"Vater, ich weiß, da leibliche Gesundheit heute da und morgen fort ist.
Ein Mensch mag heute ein ganzes gesundes Herz haben und nächstes Jahr einem Herzleiden erliegen; er mag heute eine vollkommen gesunde Lunge haben und nächstes Jahr an Tuberkulose leiden.
So weiß ich also, dass Gesundheit nicht darin besteht, dass Herz und Lunge in Ordnung sind. Nun aber Vater, was ist geistige Gesundheit? "
Da es gar keine Möglichkeit gibt, das in Gedanken zu fassen, begeben wir uns schnell in jene friedliche Atmosphäre des Lauschens, und wenn die Befreiung sich einstellt, haben wir die Gewahrwerdung der Gegenwart Gottes erlangt.

Vielleicht kommt jemand, dem bei einer Anstellung geholfen werden muss. Wir sind nun weder ein Arbeitsvermittlungsbüro noch ein Arbeitgeber. So können wir also menschlicherweise und mit unserer Vernunft nichts machen. Indessen können wir uns still hinsetzen und erkennen:
"Vater, ich kann selbst nichts tun; wenn ich mich aber Deiner Gegenwart ganz bewusst werden kann, dann wird sich die Harmonie wieder offenbaren"
Und so meditieren wir. Es ist ganz gleich, ob wir über die Frage meditieren "Was ist Gott?" oder "Was ist Unterhalt?" – wenn wir nur über eine göttliche Idee meditieren, bis wir ans Ende des betreffenden Themas gelangen. Dann werden wir den Frieden empfinden.

Versuchen wie jedoch nicht, unser Gemüt zu beschwichtigen oder das Denken abzustellen, denn das ist unmögliche. Es ist noch niemandem gelungen;
während man jedoch über das Thema, das man sich gewählt hat, meditiert, wir der eigene Geist von sich aus ganz still und ruhig werden.
Falls ein paar herumirrende Gedanken nicht verschwinden wollen. So seien wir nicht besorgt; sie werden das Wirken Gottes nicht stören.
Denken wir über die geistige Idee so lange nach, wie uns Gedanken darüber kommen. Sie kommt vielleicht als ein Bibelwort oder als eine geistige Wahrheit; vielleicht auch als eine innere Gewissheit, dass alles gut ist, oder als ein tiefes Gefühl des Friedens und Erlöstseins. Anderseits kommt sie vielleicht auch als ein tiefer Atemzug oder jenes "Einrasten".
Es wird kein Zweifel darüber sein; man wird das Problem vergessen wie auch seine Lösung und wieder an die Arbeit gehen, bis sich jemand am Telefon meldet und sagt:
"Ich habe eine gute Stelle bekommen", oder: "Es geht mir besser", oder "Ich bin wieder vollkommen gesund".

Es kommt jedoch auf vor, dass man einen Anruf erhält, und es wird einem gesagt: "Es geht mir noch nicht besser, eigentlich sogar schlechter, es wäre gut, wenn Sie noch mal beteten."
Wenn das geschieht, so seien wir nicht beunruhigt. Gehen wir noch mal zurück und beten aufs neue. Und wenn unser Freund ein ganzes Jahr lang jeden Tag anruft, fahren wir fort zu beten.
Es gibt gute Gründe, weshalb nicht jeder augenblicklich geheilt wird – Gründe, die sowohl den Heiler wie den Patienten betreffen können.

Als Jesus Brot und Fische vermehrte, wollte er das GRUNDPRINZIP der Versorgung zeigen; indessen waren die Hebräer nicht imstande, es zu begreifen. Sie wollten nur zu essen haben.
Wir haben vielleicht einen Schüler oder einen Freund oder sogar jemanden in der eigenen Familie, der im Moment nur an den Broten und Fischen, nämlich einer Heilung interessiert ist.
Er wird vielleicht geheilt, womöglich mehrere Male, aber eines Tages wird er selbst lernen müssen, die Gegenwart und Kraft Gottes in seinem eigenen Bewusstsein zu verwirklichen.
Eine kleine Verzögerung oder auch einmal eine größere ist gut und heilsam, um uns zu zeigen, dass man nicht um Brote und Fische zu Gott geht.
Wir gehen zu Gott um GOTTES WILLEN, und wenn wir ihn erreicht haben, werden uns Brote und Fische hinzugegeben.

Was würden wir wohl denken über einen so genannten Freund, der nur insoweit unser Freund wäre, als er etwas von uns erhalten kann? Wir würden an dieser Freundschaft bald das Interesse verlieren. Was für eine Freude ist es indessen einem Freund etwas zu schenken, solange er es nicht von einem verlangt.
So ist es auch mit Gott um Gottes willen lieben, wenn wir Ihn um Seinetwillen suchen und nichts anderes im Leben zu erlangen wünschen als die Gotteserfahrung. Der Psalmist sagt:
"Wie der Hirsch schreit nach frischen Wasser, so schreit meine Seele, Gott zu Dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott."
Wir dürfen nur ein einziges Ziel haben, wenn wir meditieren oder beten, nämlich, dass wir eine Erfahrung Gottes haben mögen – ein Gewahrwerden, ein Bewusstsein von der Gegenwart Gottes.

Versuchen wir nur ja niemals, jemanden zu heilen oder zu bereichern, sondern beten wir allein um die Erkenntnis, dass ich und der Vater eins sind; wenn wir DAS erlangt haben, dann wird unser Patient, wenn er überhaupt dafür empfänglich ist und reagiert, geheilt sein.

Die Antwort auf die Frage, warum wird nicht jedermann geheilt und viel schneller geheilt?", liegt in des Meister Gleichnis vom Sämann. Wenn keine tiefe Liebe zu Gott vorhanden ist und kein tiefes Suchen, so schlägt der Same keine Wurzeln.
Wenn diese Menschen immer wieder erscheinen, so werden auch sie eine größere Tiefe der Fruchtbarkeit entwickeln. Der geistige Same, der auf fruchtbares Land fällt, wird reiche Frucht bringen.
Das heißt natürlich nicht, dass wir uns je ein Urteil oder eine Ablehnung erlauben dürften, noch dass wir jemandem die Hilfe abschlagen sollten, es ist dies aber eine Erklärung, warum man mit manchen länger zu tun hat als mit anderen. Selbst unfruchtbares Land wir schließlich fruchtbar, wenn man es geduldig bearbeitet.

Geben wir uns keiner Selbstkritik oder Verurteilung hin, wenn der betreffende Freund oder Schüler nicht gleich reagiert. Es ist nicht unser Fehler, es nicht der Fehler Gottes, noch ist es der Fehler der Lehre.
Wenn jemand einer geistigen Lehre aufrichtig, mit vollem Einsatz und der Liebe zu Gott im Herzen folgt, dann wird er sein Ziel erreichen.
Jede geistige Lehre birgt Wahrheit genug in sich, um es dem Schüler zu ermöglichen, sein endgültiges Ziel nach dem Maß seiner Hingabe, Loyalität und Treue gegenüber Gott zu erreichen.
Durch die falsche Anwendung der Worte Loyalität und Treue einem Lehrer, einer Lehre oder einer Organisation gegenüber werden wir indessen manchmal irregeführt.

Jeder Mensch kann in seinem gegenwärtigen Leben ein großes Maß an Be3gklückung, Ganzheit und Vollkommenheit erlangen;
und wenn der Boden fruchtbar ist, so kann ihm das volle Maß der Mystik oder Christusgleichheit zuteil werden, die göttliche, geistige Sohnschaft.
Jeder Mensch kann ein gewisses Maß erlangen, und zwar ein reiches, ein harmonisches Maß; wir dürfen jedoch davon überzeugt sein, dass es sich danach richten wird, inwieweit er verstanden hat, dass Thema und Absicht der Meditation, des Gebets oder der Gemeinschaft die Erfahrung Gottes ist.

Jedes Mal, wenn wir uns daher anschicken, einem Menschen oder einer Katze, einem Hund, oder einem Vogel oder einer Pflanze zu helfen, so wollen wir sie einfach vergessen und sagen:
"Alles, was ich suche, Vater, ist die Erkenntnis Deiner Gegenwart."

Dann meditieren oder beten wir auf irgendeine der erwähnten Arten und jede Meditation wird uns zum letzten Schritt führen, wo wir überhaupt nicht mehr beten
– nur noch warten und uns von einem Gefühl des Friedens umfangen lassen, das auf seinem Höhepunkt die Befreiung bringt.
Diese Befreiung ist die Gegenwart, die uns vorangeht und das Krumme gerade macht.