Lebenslauf von Nobelpreisträger Prof. Maurice Allais,
Lebenslauf von Nobelpreisträger Prof. Maurice Allais
Teilweise Übersetzung aus dem englischen
 
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Meine Jugend

Ich wurde am 31. Mai 1911 in Paris geboren. Meine Eltern waren Inhaber eines Geschäftes für Käsewaren. Mein Großvater mütterlicherseits war ein Zimmermann.
Ich komme also, wie man allgemein sagt, aus der Arbeiterklasse.

Im August 1914 wurde mein Vater zum Krieg eingezogen. Danach wurde er gefangen genommen. Er starb in der Gefangenschaft in Deutschland am 27. März 1915.
Meine Jugendzeit, eigentlich mein ganzes Leben, wurde durch dieses Ereignis tief beeindruckt, direkt und indirekt.

Aber wie so oft in schwierigen Situationen, war ich doch in der Lage meine höhere Schulbildung fortzusetzen. Ich erhielt beim Abitur ein Diplom in Latein und Wissenschaft.
Im Jahre 1928 und 1929 erhielt ich je ein Diplom für Mathematik und Philosophie. Durch meine ganzen Universitätsjahre war ich im allgemeinen der erste in fast allen Fächern, einschließlich Französisch, Latein und Mathematik.

Da ich mich sehr für Geschichte interessierte, wollte ich im "Ecole des Chartes' studieren, aber auf Bestehen meines Mathematikprofessors trat ich in eine besondere Mathematikklasse ein um mich für die "Ecole Polytechnique' (Polytechnisches Institut) vorzubereiten welches ich im Jahre 1931 betrat.
Ich absolvierte 1933 als Klassenerster, was hier in Frankreich als 'summa cum laude' angesehen wird.
In der Tat sind die 'Ecole Polytechnique' und die 'Ecole Normale Superieure' die besten Französischen Institute der Wissenschaften.

Meine Arbeiten in der Theoretischen und Experimental Physik

Meine Beschäftigung mit der Physik geht zurück auf meine Betrachtungen der Kurse in Physik, Mechanik und Astronomie auf der 'Ecole Polytechnique'.
Hätte das Nationale Institut für Wissenschaft und Forschung 1938 schon bestanden, würde ich mich dem Studium der Physik gewidmet haben und wäre nicht ein Wirtschaftler geworden.

Aber wiederum, während der letzten fünfzig Jahre, während ich meinen Beruf als Wirtschaftler ausführte, habe ich nie aufgehört über Probleme nachzudenken und zu verschiedenen Zeiten daran zu arbeiten, wenn es sich um die Ausarbeitung einer einheitlichen Feldtheorie der Gravitation, des Elektromagnetismus und der Quanten handelte.

Auf dem experimentalem Gebiet und als ein Nebenprodukt theoretischer Forschung, führte ich von 1952 bis 1960 Experimente in Bezug auf die Anomalien des parakonischen Pendels durch. Das parakonische Pendel ist ein etwa 1 m langes Pendel , an dem eine Stahlkugel hängt.
 

(Kommentar vom Übersetzer: der englische Text sagt: ...suspended by steel ball. Das große Amerikanische (Englische) Wörterbuch sagt: to suspend a ball by a thread = hang a ball by a thread. Auf deutsch: einen Ball an einem Faden aufhängen. Das Englische muss dann heißen:... hängen von einer Stahlkugel. Es scheint ja keinen Sinn zu geben, ist aber doch möglich zu machen, falls das in einer besonderen Anordnung verlangt wird. Da ich von dem parakonischen Pendel keine Skizze habe, kann ich das nicht genau beurteilen oder übersetzen. Es ist möglich, dass es falsch in Englisch gesagt oder falsch vom Französischen ins Englische übersetzt wurde.)

Herr Niemann schreibt mir hierzu: ...suspended by steel ball

heißt tatsächlich 'Aufgehängt an einer Stahlkugel' und macht völlig
Sinn, wenn man sich veranschaulicht, dass ein Pendel eine möglichst
reibungsarme Aufhängung benötigt. Wie beim Kugellager ist dabei die
Aufhängung an einer Kugel die reibungsärmste.

Diese Anomalien wurden von mir bewiesen. Ich erhielt für diese Experimente 1959 den Galabert Preis der Französischen Astronomischen Gesellschaft und im selben Jahr wurde ich auch Preisträger der Schwerkraft Forschungs- Stiftung in U.S.A.

Am Anfang war mein Hauptgedanke der, dass zwischen Magnetismus und Schwerkraft eine Beziehung aufgestellt werden könnte, indem man die Bewegungen eines Pendels beobachtete, das aus einem Glasball besteht, welches in einem magnetischen Feld schwingt.
Aus allen Beobachtungen die ich 1952 und 1953 machte war ich nicht in der Lage, irgendwelche bestimmte Schlüsse zu ziehen.
Mit gewissen experimentellen Geräten erzielte ich positive Wirkungen aber mit anderen Geräten erhielt ich gar keine Resultate. Ein stärkeres magnetisches Feld wäre nötig gewesen, aber in meinem Labor war das mit den vorhandenen Mitteln nicht möglich.

Aber, abgesehen von irgendeinem magnetischen Feld, außer dem erdmagnetischen, bemerkte ich 1954 bis 1960 im Laufe ständiger Beobachtungen die über Perioden von einem Monat dauerten, Anomalien in der Bewegung des parakonischen Pendels.
Dabei entdeckte ich grundsätzliche, beachtliche Periodizitäten im Bereich von 24 h 50 min.
Identische Resultate ergaben sich auch im Juni-Juli 1958 in zwei Laboratorien, die 6 km voneinander entfernt waren, eines im Keller, das andere in einem unterirdischen Steinbruch.

Zur gleichen Zeit bemerkte ich in der zweiten Hälfte des Monats Juli im Jahre 1958 eine Beziehung zwischen den Anomalien in der Bewegung des parakonischen Pendels und den Anomalien, die in der optischen Anvisierung einer Zielscheibe durch ein festes Teleskop beobachtet wurden.

Schließlich wurden noch während der totalen Sonnenfinsternis am 30. Juni 1954 und am 22. Oktober 1959 ähnliche analoge Abweichungen der Schwingungsebene des parakonischen Pendels beobachtet.
Tatsächlich sind alle diese Erscheinungen innerhalb des gegenwärtigen Rahmens angenommener Theorien völlig unerklärlich.
Hinsichtlich all dieser Resultate und ihrer Erklärungen kann ich folgende Voraussage machen:
Wenn ohne Unterbrechung für wenigstens einen Monat am selben Ort und zu gleicher Zeit Beobachtungen des parakonischen Pendels gemacht werden,
und man gleichzeitig optische Anvisierungen verwendet, die meinen Anordnungen entsprechen und den Michelson-Morley (1887) und Miller (1925) Versuch wiederholt, welcher die Bewegung der Erde relativ zu der des "Äthers" zeigen soll,
so wird sich zeigen, dass die Beobachtungen von Miller aus dem Jahre 1925 mit den Bewegungsanomalien  des parakonischen Pendels und auch mit meinen Beobachtungen der optischen Anvisierungen übereinstimmen werden.
Alle meine Forschungen in theoretischer Physik und Experimentalphysik, welche zuerst weit entfernt von meiner Haupttätigkeit als Wirtschaftler scheinen, haben mich in Wirklichkeit mit wertvollen Erfahrungen bereichert.

Diese Forschungen, welche dauernd alle möglichen großen Schwierigkeiten brachten, brachten mich dazu über die Natur unseres Wissens, als auch der Natur unser Erfahrungen und Theorie, den Schwierigkeiten der Experimente und der Auslegung der Resultate, und der wissenschaftlichen Methode im allgemeinen nachzudenken.

Besonders beeindruckte mich die Ähnlichkeit der Probleme, welche mit der Konstruktion von Modellen und der Bedeutung empirischer Daten in Wirtschaft und Physik zu tun haben.
Nichts war mir mehr einleuchtender, als die Gegenüberstellung von zwei so verschieden scheinenden Wissenschaften.

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